Equisetum
arvense
Merkmale
Botanisch zu den Farnen gehörend, ist der Acker-Schachtelhalm ein Familienmitglied der Schachtelhalmgewächse. Seit etwa 400 Millionen Jahren bevölkern sie die Erde und zählen somit zu den ältesten Landpflanzen.
Fossile Funde offenbarten Schachtelhalmarten mit über 30 m Wuchshöhe. Verbreitet ist er auf der Nordhalbkugel, in der südlichen Hälfte wurde er vielfach eingeschleppt.
Vorkommen
Man findet in als ausdauernde Pflanze je nach Jahreszeit in zwei unterschiedlichen Generationen auf Äckern, an lehmig-feuchten Wiesenrändern, entlang von Bahngleisen, Brachflächen und auch in Gärten. Selbst mit Herbiziden belastete und salzhaltige Böden vermag er noch zu besiedeln.
Verwendbare Teile
Laubtriebe (Blätter/Stängel), Wurzelknollen. (Wurzeln), junge Sporangienträger mit Ähre vor dem Ausstäuben.
Das grüne Kraut wird von Mai bis August gesammelt, Wurzeln und Knöllchen von September bis März.
Als Rhizom-Geophyt kann er ungünstige Klimaperioden mit Erneuerungsknospen an horizontal wandernden Rhizomen problemlos überdauern. Die Wurzeln reichen 1,5 m und mehr in die Tiefe. Diese lebenserhaltende Eigenschaft kann ihn gleichzeitig zu einem lästigen und kaum bekämpfbaren Kraut machen. Er gilt als Zeigerpflanze für Bodenverdichtungen und Staunässe. Auf Äckern ist der Schachtelhalm ein Hinweis auf mangelnden Humus und schlechte Bodenbearbeitung.
Die 5 - 20 cm hohen, hellbraunen sporangientragenden Triebe erscheinen im Frühjahr ab März und sterben nach dem Ausstäuben ab. Sie haben 4 bis 6 Scheiden, aber keine Äste. Die Sporangienähre ist 1 bis 4 cm lang und stumpf.
Ab Mai folgen die unfruchtbaren, 10 bis 50 cm hohen, regelmäßig (von der Spitze abgesehen) quirlig verzweigten Laubtriebe mit einfachen, aufsteigenden bis aufrecht abstehenden Ästen. Der Stängel hat 6 bis 20 Rippen, die glatt oder mit stumpfen, niedrigen Papillen besetzt sind. Die Stängelscheiden sind 5 bis 12 mm lang (die oberen sind etwa so lang oder etwas kürzer als das unterste Glied der Seitenäste), mit 10 bis 12 (selten 6 bis 20) bis 4 mm langen, dreieckig-lanzettlichen, sehr spitzen, aber nicht begrannten, schwärzlichen, nur schmal weißlich berandeten Zähnen.
Neben der Vermehrung über Sporen kann sich der Schachtelhalm auch vegetativ über Rhizomausläufer und selbst kleine Stücke davon vermehren.
Verwechslungsgefahr
besteht vor allem an feuchten Standorten mit dem wegen seines hohen Alkaloidgehaltes (Palustrin) giftigen Sumpf-Schachtelhalm (Equisetum palustre). Ausschlaggebend für die Unterscheidung sind zwei Merkmale:
- Die Farbe an den Unterteilungen der Schachtelabschnitte und die Länge der Sprossen. Die röhrenartigen, scheinbar in einander geschachtelten Abschnitte des ungiftigen Ackerschachtelhalms sind in unseren Breiten meistens grünlich – es gibt jedoch auch Unterarten, die rötlich bis bräunlich gefärbt sind. Die Schachtelabschnitte des Sumpfschachtelhalms sind dunkelbraun, fast schwarz und meistens deutlich gezackt.
- Auf jeden Fall sind auch die Längen der Sprossen und die der Stängelscheiden zu begutachten. Beim Ackerschachtelhelm sind die Haupttriebe (Schachtelabschnitte der einzelnen Wedel) länger als die Stängelscheiden. Dagegen weisen Haupttriebe, die kürzer als die Stängelscheiden sind, auf den Sumpfschachtelhalm hin.
Ist man sich nicht sicher, welche Art man vor sich hat: nichts sammeln!
Geschichte
Geschichte
Geschichte & Geschichten
Die volkstümlichen Namen wie Scheuerkraut oder Zinnkraut lassen erahnen, wozu das Kraut früher u.a. verwendet wurde. Die Kieselsäurekristalle, die sich vor allem in der Außenhaut der Pflanze befinden, wirken als Putzkörper und reinigten so Zinn, Blech und viele andere metallische Oberflächen. Obwohl der Schachtelhalm schon im Altertum in der Heilkunde geschätzt war, hat erst Sebastian Kneipp ihn in jüngerer Zeit wieder bekannt gemacht, indem er ihn bei der Wundheilung, Rheuma und Gicht oder als harntreibendes Mittel zum Einsatz brachte. Der Schachtelhalm hat ein großes Wirkungsspektrum und so findet man ihn auch als Bestandteil in nicht wenigen käuflichen Standardpräparaten zur Behandlung verschiedener Leiden.
Signatur & Mythologie
Der Schachtelhalm zeigt eine klar geordnete und strukturierte Form. Er hilft Menschen, denen es nicht leicht fällt sich selbst und andere Dinge um sie herum zu organisieren, die etwas chaotisch sind und ihre Gedanken nur schwierig auf den Punkt bringen können. Er ist oft in Rezepturen enthalten die Knochen, Zähne, Haut, Haare und anderes Gewebe stärken und aufbauen sollen. Lange Zeit wurde dem Schachtelhalm nachgesagt, dass an seinen Wurzelspitzen kleine Goldklümpchen hängen, die man nur schwer zu fassen bekommt, weil das Wurzelwerk so tief und verzweigt ist. Ein Motivationsversuch für diejenigen, die ihn jäten sollten, mit vermutlich nicht lang anhaltender Dauer…
Wirkstoffe, Verwendung und mehr...
Heilkräftige Wirkstoffe
Wesentlicher Inhaltsstoff ist Kieselsäure (ca. 10 %). Weitere als therapeutisch wirksam bekannte Bestandteile sind Flavonoide, Pflanzensäuren, Saponoide, Glykoside, Kalium und Carbonsäuren.
„In jeder Hausapotheke sei Zinnkraut in genügender Menge vorhanden, dass man es im Notfall, der oft plötzlich hereinbricht, zur Hand habe“. (Sebastian Kneipp)
In Omas Hausapotheke fand der Acker-Schachtelhalm auch Anwendung für schlecht heilende Wunden, zum Blutstillen bei Nasenbluten und in der Menstruation, für die Blutreinigung und gegen chronischen Husten. Zinnkraut-Tee findet Anwendung bei Blasenentzündungen und Nierengries. Bei Nagelbettentzündungen hilft ein Fingerbad in Schachtelhalmtee. In der Kosmetik kommt der entzündungshemmend und adstringierend wirkende Acker-Schachtelhalm besonders zur Stärkung des Bindegewebes, zur Hautstraffung und Durchblutungsförderung zum Einsatz.
Verwendung im Garten
Als Stärkungsmittel für Pflanzen kräftigt der Schachtelhalm in Form von Jauche oder Kaltwasserauszug die Zellwände der Pflanzen, so dass saugenden Insekten der Zugang erschwert wird. Schachtelhalmtee kann abwehrend gegen Mehltau und Rost an Beeren- und Obstgehölzen sowie anderen Kulturpflanzen wirken.
Wichtig: möglichst bereits vorbeugend gegen Befall anwenden und der Sud muss lange genug (ca. 30 Minuten) köcheln, damit die Kieselsäure herausgelöst wird.
Ökologischer Wert
Im Gegensatz zu anderen Pflanzen und Kräutern findet man beim Schachtelhalm kaum Informationen, die über die hier dargestellten Nutzenbeispiele hinausgehen. Bei Pflanzenfressern wie Pferden, Kühen, Schafen und Ziegen kann Schachtelhalm (beide Arten) zu Vergiftungen führen, während Kaninchen den Acker-Schachtelhalm offensichtlich unbeschadet, selbst frisch, verzehren können. Ausschlaggebend scheint die verzehrte Menge zu sein. Wie schon Paracelsus sagte, macht die Dosis das Gift.
Verwendung in der Küche
In Asien wird der Acker-Schachtelhalm als Gemüse angebaut. Insbesondere die Sporenträgerkolben mit leichtem Pilzaroma finden als Füllung in Aufläufen, roh als Salatbeigabe oder als Pfannengemüse, ähnlich wie Pilze zubereitet, Verwendung. Den leidenschaftlichen Wildpflanzen-Gourmet kann der Acker-Schachtelhalm auch in Suppen und Eierspeisen erfreuen. Seine Wurzelknöllchen können mitgekocht oder gleich frisch verzehrt werden. Essbar sind auch die anderen grünen eher herb-bitteren Pflanzenteile, über deren Wohlgeschmack man jedoch unterschiedlicher Auffassung sein kann.
Rezept-Tipp
Starker Teeaufguss für ein Schachtelhalmbad zur Unterstützung bei Bindegewebsschwäche.
Zutaten:
-
200 - 300 g Schachtelhalmkraut
-
2-3 l Wasser
Zubereitung:
Kraut zerkleinern und über Nacht in kaltes Wasser einlegen. Am nächsten Tag aufkochen und ca. 30 Min. köcheln lassen. Abseihen und in das Badewasser gießen. Badegenuss bei ca: 37-38°C für 15 – 20 Minuten Für die perfekte Wirkung nach Kneipp das Vollbad mit kalter Waschung/Dusche beenden und danach 30 Minuten ruhen.