Urtica
dioica
Merkmale
Die Große Brennnessel ist die in Deutschland am häufigsten vertretene Art in der überschaubaren Familie der Brennnesselgewächse, zu der auch die Kleine Brennnessel gehört. Beiden Arten unterscheiden sich in ihren Inhaltsstoffen nur wenig und können in vielen Bereichen gleichermaßen Anwendung finden.
Als ausdauernde, krautige Pflanze erreicht die Große Brennnessel je nach Standort eine Wuchshöhe von 30 bis über 150 cm.
Vorkommen
Die Brennnessel ist ein Stickstoffzeiger und als Ruderalpflanze häufig siedlungsnah anzutreffen. Sie überzieht Uferbereiche und Schuttstellen oft großflächig und kommt u.a. an Weg- und Wiesenrändern sowie an feuchten Stellen in und Saumbereichen von Wäldern vor. Das Vorkommen erstreckt sich über die gesamte Nordhalbkugel, ausgenommen arktische und tropische Bereiche.
Verwendbare Teile
Von der Brennnessel können alle Pflanzenteile verwendet werden.
Die Blätter sind scharfgesägt und sitzen gekreuzt gegenständig am vierkantigen, seitlich eingebuchteten Stängel. Die Blütezeit erstreckt sich von Juli bis Oktober. Die zweihäusig getrenntgeschlechtigen Blüten stehen als Rispen in den Blattachseln zusammen. Männliche Blüten sind gelblich-grün bis bräunlich und abstehend, weibliche Blüten erscheinen hängend in weiß-hellgrau. Für die Bestäubung sorgt der Wind. Ausbreiten kann sich die Große Brennnessel auf vielfältige Weise mit kleinen, eiförmigen Nussfrüchten (Nüsschen) aber auch über zahlreiche Ausläufer aus dem Rhizom.
Stängel und Blätter der Brennnessel sind unterschiedlich stark mit borstig-steifen nach oben gerichteten Brennhaaren wehrhaft besetzt. Durch die Einlagerung von Kieselsäure sind deren Zellwände starr und mit einem kleinen Köpfchen verschlossen. Das bricht schon bei leichter Berührung an einer Sollbruchstelle ab, wodurch sich das Brennhaar in eine spritzenförmige Kanüle verwandelt. Die Brennflüssigkeit (enthält u.a. aus dem Nesselgiftstoff Acetylcholin, Histamin, Serotonin und Spuren von Ameisensäure) ergießt sich in die winzigen Wunden und verursacht brennend-schmerzende, gerötete Quaddeln, die oft erst nach mehreren Stunden abklingen.
Ähnliche Wuchs und Blättern sind Taubnesselarten und die Nesselblättrige Glockenblume (beides ungiftig). Da nur die Brennnessel Brennhaare besitzt, besteht keine Verwechslungsgefahr.
Geschichte
Geschichte
Signatur & Mythologie
Stolz, ausdauernd und unbeugsam unterstützt die Brennnessel bei der Bildung von Willensstärke und liefert vitalisierende Energie. Mit ihrem wesentlichen Inhaltsstoff Eisen ist sie dem Mars zugeordnet, steht als Nahrungspflanze und v.a. wegen ihren Früchten aber auch unter den wohltätigen Kräften der Venus.
Die Brennnessel war Blitz-, Donner- oder Orakelpflanze und fand Verwendung als Aphrodisiakum wie auch als Kultspeise. Lange Zeit wurde sie verwendet um bösen Zauber und Dämonen abzuwehren. So hieß es einst: „Ein Kleid aus Nesseln bleibt stets Meister über alle bösen Geister“
Im Märchen „Die wilden Schwäne“ des Hans Christian Andersen erlöst Elisa ihre 11 zu Schwänen verwandelten Brüder mit der Brennessel vom bösen Zauber der Stiefmutter. Im Traum sagt ihr die Fee: „Brich die Nesseln mit Deinen Füßen, so erhältst Du Flachs; aus diesem mußt Du elf Panzerhemden mit langen Aermeln flechten und binden; wirf diese über die elf Schwäne, so ist der Zauber gelöst.“
Wirkstoffe, Verwendung und mehr...
Heilkräftige Wirkstoffe
Mit ihren vielfältigen Eigenschaften und Inhaltsstoffen ist die Brennnessel eine Königin unter den Wildpflanzen. „Die Brennnessel hat in der Tat für Kenner den größten Wert.“ wusste Sebastian Kneipp. Neben den bereits bei der Brennflüssigkeit erwähnten Stoffen enthält sie u.a. reichlich Eisen, Vitamine A und C sowie vielerlei Mineralstoffe (Natrium, Calcium, Kalium, Magnesium) und hat einen hohen Faseranteil.
Verwendung im Garten
Brennnesseljauche ist je nach Anwendung 1:10 bis 1:20 verdünnt ein hervorragender Pflanzendünger, kann aber unverdünnt auch zur Bekämpfung von Blattläusen eingesetzt werden: Abgeschnittene Brennnesseln werden dazu ca. 14 Tage in Wasser vergoren (ca. 2-3 kg auf 10 l Wasser). Die Beigabe von etwas Gesteinsmehl reduziert die unvermeidlichen Gärgerüche und erhöht den Düngewert.
Ökologischer Wert
Die Brennnessel ist u.a. Kinderstube für mehr als dreißig heimische Falterarten, darunter Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, Admiral und Landkärtchen, die auf diese Futterpflanze strikt angewiesen sind. Die ölhaltigen Samen werden von Vögeln gerne gefressen.
Verwendung in der Küche und Hausapotheke
Wurzeln für Tinkturen, Tee und Haarwasser - (junge) Blätter als Tee, Gemüse (wie Spinat), Suppen, Smoothies, frittierte Chips, in Kräutersalzmischungen, als Färbemittel für Lebensmittel und Stoffe / Wolle. Blüten in Essenzen (Bachblüten) Samen als reichhaltige Zutat für Salate, Pfannkuchen und andere Gerichte, Kräutersalz. In vielen Kulturen Verwendung als Aphrodisiakum Stängel/Fasern: Verarbeitung zu Flachs und Nessel (Allergiker freundlicher Stoff) als das Leinen „der armen Leut“, zu Papier Brennnesseln zählen zu den ältesten und mit am häufigsten angewendeten Heilmitteln der traditionellen Volksheilkunde. Sie findet Anwendung zur Entgiftung, bei rheumatischen Beschwerden, Prostataleiden, Blutbildung und -reinigung, Steigerung der Abwehrkräfte, Förderung von Stoffwechsel und Verdauung, wirkt entzündungshemmend und ist auch ein Mittel zur Pflege von Haaren und Kopfhaut.
Rezept-Tipp
Brennnesseltee für die Frühjahrskur
(max. 1 Tasse / Tag für max. 3 Wochen)
Zubereitung:
In einer Teetasse einen Esslöffel frische Brennnesselblätter (oder ca. 6 g Getrocknete) mit ¼ Liter kochendem Wasser überbrühen 5 bis 10 Minuten ziehen lassen, abseihen. In kleinen Schlucken trinken.