Plantago
lanceolata
Merkmale
Der Spitzwegerich ist eine ausdauernde, mehrjährige, winterharte Pflanze in der Familie der Wegerichgewächse.
Die Wuchshöhe liegt meist bei 10 bis 50 cm. Die Blätter stehen in einer Grundrosette, sind schmallanzettlich und wenig behaart. Charakteristisch sind die auffälligen fünf bis sieben Längsrippen (Blattnerven) an der Unterseite der Blätter. Diese Nerven verlaufen parallel zueinander und treffen am Blattende zusammen. Der Spitzwegerich ist mit diesem Merkmal leicht zu erkennen. Die Hauptblütezeit liegt zwischen Mai und September.
Vorkommen
Der Spitzwegerich ist in ganz Europa heimisch und längst weltweit verbreitet - teilweise absichtlich, meistens aber an Schuhen, Kleidung und Tieren haftend eingeschleppt. Er ist eine unkomplizierte Pflanze und kommt mit fast allen Böden zurecht. Bevorzugt findet man ihn in Wiesen, Weiden und an Wegrändern (Wegerich bedeutet im Germanischen „Bewacher der Wege“), häufig auch an trockenen und grasigen Plätzen und Kalkfelsen und bis zu einer Höhe von 2.000 Metern.
Verwendbare Teile
Man kann die ganze Pflanze (Blätter, Blüte, Samen, Wurzel) verwenden, vor allem aber die jungen Blätter und Blütenknospen.
Aus der Mitte der Rosette wachsen mehrere, bis zu 30 cm hohe, aufrechte, blattlose und unverzweigte Blütenstandsstängel an deren Ende jeweils ein ähriger längsovaler Blütenstand sitzt. Die Blüten blühen von unten nach oben auf und es erscheinen zierliche Staubfäden mit weißgelben Staubblüten. Die Bestäubung erfolgt meist durch den Wind aber auch durch pollensuchende Insekten. Anfangs oft dunkelgrün, später braun ist die Blüte unscheinbar. Die Kapselfrüchte enthalten jeweils zwei Samen. Der ausladende, fein verästelte Wurzelstock kann bis zu einem halben Meter in die Erde reichen. Die Vermehrung erfolgt sowohl über die Samen wie auch vegetativ durch Wurzelsprosse.
Enge Verwandte sind der Breitwegerich (Plantago major) sowie der Mittlere Wegerich (Plantago media).
Bereits der botanische Name „Plantago lancelota“ sagt einiges über den Wegerich aus. "Plantago“ leitet sich vom lateinischen „Planta“ ab, und bedeutet Fußsohle – ein Hinweis auf die trittfestigkeit der Pflanze – insbesondere trifft das auf den Breitwegerich zu, der häufig sogar direkt auf Pfaden und Fahrwegen wachsen kann. „Fußtritt des weißen Mannes“ wurde er von den indigenen Bewohnern Amerikas genannt, nachdem die Pflanze überall dort auftauchte, wo Siedler vorbeigezogen waren. Der Zusatz „lanceolata“ bedeutet Lanze oder Speer und beschreibt die Blattform, die wie die Spitze einer Lanze aussieht. Der Name Wegerich entstand aus dem Althochdeutschen: „wega“ = Weg und „rih“ = König.
Geschichte
Geschichte
Geschichte & Geschichten
Aberglaube aus Niederbayern
Bei Kopfschmerzen soll eine Wegerichwurzel mit einem weißen Faden in ein Säckchen eingenäht werden, dieses solle bei aufgehendem Mond an einem blauen Band umgehängt und bei aufgehender Sonne wieder abgehängt werden, dabei soll 3 x das Ave-Maria gebetet werden. Ist das Kopfweh vorbei, so werfe man die eingenähte Wurzel in einen Bach.
Er soll verabreichte Liebeszauber neutralisieren können: „Auch wenn ein Mann oder eine Frau einen Liebeszauber gegessen oder getrunken hat, durch den er oder sie in schändlicher Liebe entbrennt, verabreichte man Wegerichsaft zu trinken, ... Hernach nehme er einen starken Purgiertrank (Abführtrank) ein, um innerlich gereinigt zu werden.“
Beliebt war der Spitzwegerich auch als Orakelpflanze. Dazu riss man das Blatt quer ab und zählte die heraushängenden „Fäden“ für verschiedene Deutungen.
Vom König der Wege
Vor langer Zeit begab sich einst ein Mönch auf Pilgerschaft. Da er lange unterwegs sein und unendlich viele Kilometer laufen würde, ließ er sich für seine Wanderung eigens ein paar feste Wanderschuhe machen. Doch die neuen Schuhe waren steif und die Füße des Mönches waren Sandalen gewohnt. So dauerte es keinen Tag bis ihm die Füße schmerzten ... weiterlesen
Signatur & Mythologie
Der Spitzwegerich ist dem Merkur zugeordnet. In der Mythologie ist Merkur der Gott der Reisenden und Herr aller Wege. Bei den Kelten zeigte der Spitzwegerich den Weg zum Totenreich und bei den Germanen stand er als kräftige und starke Pflanze für die Verkörperung aus der Unterwelt wiedergekehrter Seelen.
Er ist unter den neun aufgelisteten Kräutern des englischen Neunkräutersegens zu finden:
„Und du, Wegerich, Mutter der Kräuter, nach Osten geöffnet, innen mächtig; Karren fuhren über dich hinweg, Königinnen ritten über dich, über dir weinten Bräute, schnaubten Ochsen. Ihnen allen widerstehst und widerstandest du; so widerstehst du auch Gift und Ansteckung und dem Verhassten (Feind), der über das Land fährt.“
Wirkstoffe, Verwendung und mehr...
Heilkräftige Wirkstoffe
Zu den wichtigen Inhaltsstoffen gehören u.a. Aucubin (antibiotisch), Schleim- und Gerbstoffe, Glycoside sowie Saponin, Flavonoide und Kieselsäure.
Wegerich ist ein altes Heilmittel, das bereits in der Antike bekannt war und in mittelalterlichen Kräuterbüchern ausführlich beschrieben wurde. Dort wurde oft nicht zwischen Spitz- und Breitwegerich unterschieden, da Inhaltsstoffe und Wirkung beider Arten sehr ähnlich sind.
Hildegard von Bingen beschrieb den Wegerich als warm und trocken und empfahl ihn innerlich bei Gicht und äußerlich (geröstete Wurzeln) bei Geschwüren, (gepresster Pflanzensaft) bei Stechen, Insektenstichen und innerlich wie äußerlich bei Knochenbrüchen.
Verwendung im Garten
Spitzwegerich lässt sich einfach im Garten ansiedeln, in der Kräuterspirale und sogar in Kästen oder Töpfen anbauen und verbreitet sich willig.
Ökologischer Wert
Die Blüten werden von pollensuchenden Insekten wie Honigbienen, Hummeln und anderen Wildbienen besucht, die Bestäubung erfolgt jedoch auch mit dem Wind. Das Blattgrün dient einigen Schmetterlingsarten wie dem Scheckenfalter als Raupenfutter.
Auf Heuwiesen ist der Wegerich wenig beliebt, neigt er doch dazu in getrocknetem Zustand komplett zu zerbröseln.
Verwendung in der Küche
Spitzwegerich ist in der Küche vielseitig einsetzbar - junge Blätter schmecken salatartig, ältere sind zäh und meist bitter und herb, vor allem die ungeöffneten Blüten haben ein pilzartiges Aroma. Man erntet vor dem Erscheinen der Staubbeutel.
Man verwendet ihn als Beigabe oder Gewürz zu frischen Salaten, Suppen, Soßen, Gemüsegerichten und Brotaufstrichen. Er bereichert, Aufläufe, Eierspeisen, Quark und Pürees (passt sehr gut zu Kartoffel). Auch als Zutat in Wildkräuterpesto oder in grünen Smoothies kann man die jungen Blätter und Knospen verwenden.
Der Spitzwegerich ist ein „Alleskönner“.
Er wirkt u.a. schleimlösend, abschwellend und reizlindernd, desinfizierend, entzündungshemmend und antibakteriell und wird angewandt bei Husten, Halsschmerzen, und Erkältungen Er hilft auch bei Insektenstichen, Schwellungen und Wundheilungsstörungen, wirkt blutstillend, fördert die Verdauung und regt den Stoffwechsel an.
Ein früher häufig zubereitetes Mittel zur Behandlung von Husten sowie Lungen- und Bronchialleiden war den Erdkammernsirup aus Spitzwegerichblättern und Honig. Zur Verstärkung der Wirkung konnte man Fichtenspitzen, Huflattichblätter und –blüten sowie Taubnessel, Königskerze, Lungenkraut und Gundermann dazugeben. Der Wegerich kann auf feinstofflicher Ebene Kraft und Orientierung geben - hilft dabei, den Weg zu sich selbst zu finden.
Rezept-Tipp
Spitzwegerich-Pilz-Omelett (für 1 bis 2 Personen)
Zutaten:
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2 - 3 Eier
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150 g Champignons
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1 - 2 Frühlingszwiebeln
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1 Handvoll Spitzwegerichknospen
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2 TL Pflanzenöl oder Butter
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2 EL Mineralwasser (macht den Teig fluffig)
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Salz und Pfeffer
Zubereitung:
Champignons und Frühlingszwiebeln klein schneiden. Eier mit Mineralwasser verquirlen, Spitzwegerichknospen unterrühren, mit Salz und Pfeffer würzen. Champignons und Frühlingszwiebeln in Öl oder Butter anschwitzen.
Das Spitzwegerich-Eier-Gemisch über die Pilze gießen und bei mittlerer Hitze köcheln lassen. Das Omelett wenden und kurz anbraten.
Guten Appetit!